Svet, 16, Cherson am Schwarzen Meer
Interview: Natalija Yefimkina, 03/22
„Die Sache mit Cherson ist die: am zweiten Kriegstag begannen hier schon die Kämpfe. Im Umland befanden sich die russischen Soldaten und kämpften um die wichtigste Brüke, die direkt in die Stadt führt.
Als die Brücke nicht mehr verteidigt werden konnte, wurden die ganzen ukrainischen Kräfte abgezogen. Die Polizei, die Organe des Inlandsgeheimdienstes SBU, noch nicht einmal die Territorialabweht ließ sich mehr aufstellen, nichts konnte den Vormarsch der russischen Soldaten ins Stadtgebiet Cherson mehr aufhalten.
Ich heiße Svjatoslav und ich bin 16 Jahre alt. Ich bin Schüler und bin, solange es ging, noch zur Schule gegangen – also bis zu den jetzigen Geschehnissen.
Seit 13 Jahren wohne ich mit meinem Bruder und meiner Oma bei meinem Vater.
Mein Vater ist 41 und journalistisch tätig, er ist Aktivist und kämpft für die Belange der Ukraine, also für Reformen und Weiterentwicklung. Als die Besetzung der Stadt begann, ist er aktiv in den Kundgebungen gegen die Okkupanten aufgetreten.
Und heute ist etwas vorgefallen, bei dem ich mir 100% sicher bin, dass es damit in Verbindung steht: Es ist Folgendes passiert, nun fällt es mir sehr schwer davon zu berichten, aber … mein Vater wurde angegriffen, als er schon auf dem Rückweg von einer dieser Kundgebungen war, … es fuhr ein Auto vor und vier Menschen zogen ihn hinein und fuhren weg, ich weiß nicht wohin.
Seitdem es passiert ist, war er nicht mehr auf Facebook, er geht auch nicht ans Telefon.
Ehrlich, das ist furchtbar. Mir geht es sehr schlecht.“