Andrei

Interview: Natalija Yefimkina

„Ich heisse Andrei Kolesnikov, ich bin 45 Jahre alt, und die letzten 5 Jahre war ich Landlord. 

Ich immer offen gegenüber internationalen Sachen, zum einen und zum anderen hatte ich sehr viele Erfahrungen durch die Arbeit in Internationalen Firmen. 25 Reisen waren es im Jahr in unterschiedliche Länder, und ich wohnte dort eine Zeit lang – in China, in Europa und habe damals auch in England studiert. Deswegen sind ich und meine Frau sehr weltoffen.

Und eines Tages sind wir nach Schweden gefahren, haben dort gesehen, wie sie das machen und haben uns entschieden unser eigenes Gästehaus zu machen.

Die Familie habe ich lange vor dem Krieg bereits nach Europa geschickt,  an dem Tag als Russland ihre Botschafter abgezogen hat, das war glaube ich der 11 Februar, 3 Stunden nach dem die Botschafter abgezogen waren, habe ich bereits für alle Tickets nach Europa gekauft.

Weggefahren ist meine Frau, mein jüngeres Kind und meine Schwiegereltern, die gerade bei uns waren, meine Eltern sind in Kiew geblieben.

Ich wusste, dass der Zweite Weltkrieg um vier Uhr nachts angefangen hat und irgendwie konnte ich die Nacht vom 23 auf den 24 nicht schlafen und bin um drei Uhr aufgestanden, ich musste meinem Sohn noch mit dem Motivationsschreiben für die Uni helfen.

Und da dachte ich, ich sollte bis 4 Uhr dieses Motivationsschreiben fertig haben und es ihm schicken, denn wenn der Krieg kommt, gibt es um vier kein Internet mehr und ich werde es nicht rechtzeitig schaffen und das Kind leidet dann weil es nicht fertig ist

Das Schreiben hatte ich viertel vor vier fertig und um halb fünf sind über uns zwei Raketen vorbeigeflogen.

In dieser Zeit war bei mir unser ständiger Mitbewohner Pawel, er war früher Pastor in einer der Kirchen hier und bis zuletzt hat er geglaubt, dass Gott uns davor bewahrt, und als die Mine einschlug, waren wir zu zweit, ich war in der zweiten Etage, Pawel war im Treppenhaus, in der dritten Etage.

Wir hatten wirklich Glück, dass uns nichts passiert ist, aber das Hotel hat ziemlich stark gelitten und die Eingangstür hat es verzogen und sie ging nicht mehr auf. Ich wollten kein Krach mehr machen, weil überall Glasscherben lagen, und nach den Berechnungen waren die Minenwerfer ungefähr 500 m. von uns entfernt, somit hätten wir Aufmerksamkeit auf uns gezogen und man hätte uns umbringen können.

Das ist sehr gruselig wenn du am Morgen aufstehst und verstehst, dass um dein Haus herum Panzer stehen und dass sie gleich bestimmt zu dir kommen werden und so kam es auch. Um 7.30 morgens wurde das restliche Glas an der Eingangstür herausgehauen und Russen kamen zu uns herein. Sie schrien – We ist da? und wir sagten, Zivilisten, Zivilisten.

Der Älteste befand, dass ich ein internationaler Spion bin.

Wegen der amerikanischen und kanadischen Visas und die Entscheidung war die folgende, Pawel am Leben zu lassen und mich zu erschiessen und bis zuletzt habe ich geglaubt, dass es ein Witz ist, ein Scherz, Jungs sagte ich – ja es sind Visa wir fahren nach Europa und nach Amerika, das ist normaler Lifestyle, normaler Lebenslauf.

Man hat mich und Pawel in die Küche gesetzt, Pawel etwas weiter weg und mich auf ein Stuhl in so eine Nische und sie taten so als ob sie was besprechen gingen und dann sagte Pawel zu mir – bete! Und es klingt banal, aber ich betete zum ersten mal in meinem Leben und ich hörte eine sehr schnelle Maschinengewehr Reihe durch die Tür.

Erst da habe ich verstanden dass man auf mich geschossen hat. Von den Fünf Patronen hat mich nur Eine getroffen, hat mein Bein gestreift. Ich fing an zu schreien – Nicht schiessen! Nicht schiessen und bin aus der anderen Tür rausgerannt, die an der Eingangstür ist und sah den Menschen der sein Maschinengewehr wieder geladen hat und ich schrie „nicht schiessen!“.

„Bist du am leben?“ „Ja ich bin am leben“. „Dann hattest du Glück“, und ich  zu ihm- „versprichst du dass du nicht mehr schiesst“, und vor seinen Mitstreitern sagte er – „ja ich verspreche es.“

Wir gingen aus Irpin zu Fuss heraus, alle zivilen Bewegungen waren verdächtig, deswegen standen auf der Strasse Autos mit erschossenen Menschen darin, auf den Strassen lagen Tote Zivilisten, so furchtbar, so furchtbar, wir mussten ins Zentrum von Irprin, und in die Domstrasse und dann sind wir Richtung Romanovka gelaufen wo uns dann Freiwillige in Empfang nahmen.

So wurde ich gerettet.“

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