Interview: Natalija Yefimkina
„Ich heiße Sasnovskij Alexander, ich bin 39 Jahre alt, Jahrgang 82 und ich lebe mein ganzes Leben in Mariupol mit meiner Frau, nein, ich lebte in Mariupol.
Wir haben Förderprojekte geschrieben und haben Jugendarbeit in Mariupol betrieben.
Wir haben uns beraten und haben uns entschieden hier in Mariupol zu bleiben, so lange wie möglich. Weil wir eine aktive proukrainische Position haben. Meine Frau ist aus Donezk und wir waren hier im Jahr 2014, meine Frau ist 2015 nach Mariupol gezogen, also kannten wir den Artilleriebeschuss. Wir dachten wir wären erfahrene Menschen und deswegen wollten wir wegen einem Beschuss nicht weg. Weil wenn alle gehen, wer wird dann hier bleiben und was machen?
Die Beschlüsse wurden immer lauter und die kamen näher und näher und plötzlich gab es kein Licht mehr in der Stadt und damit auch keine Heizung mehr.
Das heißt es gab kein Licht, man konnte nicht heizen und es gab auch keine Handyverbindung.
Das heißt, sie haben absichtlich ihren Plan ausgeführt, um die Infrastruktur der Stadt zu zerstören, damit es keine Elektrizität gibt, keinen Empfang, damit es dort immer schwieriger wird zu bleiben.
Das letzte was wir dort gemacht haben ist, dass wir nachts Brot gebacken haben für die Menschen und die Armee, weil es keine Elektrizität gibt, ist die Stadt zum Wald geworden.
In der Stadt zu bleiben, wurde immer gefährlicher und wir haben uns entschieden die Stadt zu verlassen, die Stadt zu verlassen war auch gefährlich, wie meine Mama sagte, von zwei Selbstmorden dem langsamen und den schnellen haben wir uns für den schnellen entschieden.
Und nach 5 km habe ich die russische Kolonne gesehen, mit Schützenpanzern, Kamazfahrzeugen, Infanterie saß da drauf und die war lang, 20 Einheiten habe ich gesehen. Was sollten wir tun? Die Kolonne auch neben der Straße, sie fuhren aufs Feld und dann auf die Strasse zurück, die haben ein bestimmtes Fortbewegungssystem, sie fahren Schlangenlinien. Was tun? Wir hielten an. Und ich sehe, wie ein Panzer sich umdreht und auf uns zielt.
Und ich denke das wars, er schießt auf uns und fährt dann weiter. Hat er aber nicht. Wir standen dort und dann habe ich eine Lücke zwischen zwei Schützenpanzern gesehen und bin mit dem Auto in dieses Loch, da durch, durch die Kolonne und wir sind durchgekommen.
Mein Haus ist komplett zerstört, komplett zerstört ist mein Leben, ich habe keinen Kontakt zu meinen Verwandten und mir nah stehenden Menschen und ich weiß nicht, ob sie am Leben sind. Und ich habe dort meine Katzen gelassen, weil ich dachte wir sind kurz weg und kommen gleich zurück.
Das ist ein Dilemma, du willst, dass deine Verwandten überleben und so schnell wie möglich aufhören zu leiden, aber man versteht, dass wenn sie aufhören, dann kann es für alle anderen noch schlimmer werden.
Fuck das ist das Echo des Krieges.
Ich wache morgens auf, mache meine Augen auf und denke ich bin zuhause, und dann verstehe ich, dass ich ja kein Zuhause mehr habe.“